+ Was Gehirnbedienung und die neue Arbeitswelt gemeinsam haben

Sandra-Neumaier_Schwinungsfrequenzen des menschlichen Gehirns

Über Veränderung, Sinn, Mut und Verantwortung

Wir leben in stürmischen Zeiten, die Welt verändert sich rasant. Die Digitalisierung hat durch die aktuelle Situation einen Aufschwung ungeahnten Ausmaßes bekommen. Ideen wie Homeoffice anstatt Büro und Videokonferenzen anstatt Meetings und Geschäftsreisen sind zwar nicht neu, jedoch war es als neuer Standard für die meisten Firmen bis zum Anfang dieses Jahres noch undenkbar. Und plötzlich ist es die neue Normalität.

Unser soziales Leben verändert sich. Wir reduzieren die persönlichen Kontakte, halten Abstand und begegnen uns im öffentlichen Leben mit Masken um den Virus unter Kontrolle zu bekommen.

Doch was macht das mit uns und mit unserem Gehirn? Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht den Kontakt und auch die körperliche Nähe zu anderen Menschen.

Wie wird sich unsere Arbeitswelt verändern, wenn wir die meiste Zeit alleine Zuhause im Homeoffice vor unserem Bildschirm sitzen? Brauchen wir noch für jeden Mitarbeiter einen Arbeitsplatz? Die ersten Firmen haben bereits ganze Bürogebäude gekündigt. Aber können Teams online genauso produktiv und kreativ zusammenarbeiten? Was bleibt womöglich auf der Strecke?

Wir wissen aus der Hirnforschung, dass Menschen in einer Gemeinschaft intelligenter, leistungsfähiger und kreativer sind als alleine. In diesem Zusammenhang fällt gerne „WeQ statt IQ“. Weg von den ICH-Qualitäten und hin zu gemeinschaftlicher Intelligenz und einem gesellschaftlichen Miteinander.

Menschliche Gemeinschaften, egal ob privat oder im Geschäft, können große Ideen entwickeln. Aktuell konzentrieren sich viele Firmen noch zu sehr auf den Erhalt des Status Quo. Manager sind oft gelenkt vom Konkurrenzkampf, Machterhalt und der Bewahrung von Privilegien. Es herrscht eine regelrechte Angst vor Veränderungen. Jedoch gedeiht in einem solche Umfeld keine Innovation und kein kreatives Miteinander. Es ist wichtig einen Raum zu schaffen, in dem eine auf die Zukunft gerichtete gemeinsame Aufbruchsstimmung herrscht.

Wenn Menschen diese Möglichkeit geboten wird, werden sie entsprechende Erfahrungen machen können. Dadurch wird echte und nachhaltige Veränderung möglich.

Veränderung passiert immer von innen nach außen. Auch in Organisationen muss man deshalb bei den Menschen ansetzen. Sie dürfen ihre innere Haltung verändern, die Art wie sie denken und anschließend handeln. Die Firma stellt lediglich den Rahmen und schafft die Möglichkeiten. Denn eine von oben beorderte Veränderung wird langfristig nicht zum Erfolg führen.

Unser Gehirn:

Grundsätzlich gibt es zwei Triebkräfte die das menschliches Verhalten steuern: Schmerz vermeiden oder Freude empfinden. Wir werden bei allen Entscheidungen von einer dieser Kräfte angetrieben. Das interessante dabei ist, dass man es schaffen kann, die langfristige Freude stärker werden zu lassen als die kurzfristige Freude oder Schmerzvermeidung. Es sind lediglich Nervenverbindungen in unserem Gehirn die aus Erfahrungen entstanden sind und die uns steuern. Diese lassen sich aber verändern.

Darüber hinaus versucht unser Gehirn ständig in einem kohärenten Zustand zu sein, sozusagen im Energiesparmodus. Das macht evolutionsbedingt jede Menge Sinn. Urzeitlich gesehen war Energieverschwendung unter Umständen sehr schnell tödlich. Unser Gehirn läuft daher immer auf denselben bekannten neuronalen Autobahnen. Etwas Neues ist dagegen erstmal ein kleiner Trampelpfad im Kopf und wir nehmen einfach immer wieder lieber die Autobahn. Durch konsequente Wiederholung können wir die neue Verbindung stärken und zur neuen Autobahn werden lassen.

Das bedeutet, dass ein Mensch sich nur verändert, wenn er einen Grund hat und die Notwendigkeit klar erkennt. Denn Veränderung ist erstmal anstrengend. Das wiederum erklärt, warum eine von oben delegierte Veränderung ohne einem breiten Verständnis im Team fast immer scheitert.

Die Lösung liegt auf der Hand: Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern den Sinn für die Veränderung und Verantwortung geben. Wenn die Menschen verstehen warum diese Veränderung notwendig ist und sie den Raum für die Gestaltung bekommen, wird der Wandel auch gelingen.

Dafür ist es aber notwendig, dass die Unternehmen ein klares „Warum“ definiert haben. Alle Veränderungen sollten dann das Warum der Firma stützen. Definieren Sie den Sinn Ihres Unternehmens und nehmen Sie die Mitarbeiter und auch ihre Kunden mit auf die Reise.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, nach welchen Kriterien Menschen Entscheidungen treffen. Wir wissen heute, dass Entscheidungen in einem sehr alten Hirnteil, dem limbischen System getroffen werden. Dort werden auch unsere Emotionen gesteuert. Das heißt – wir Menschen werden bei unseren Entscheidungen von unseren Emotionen geleitet. Die emotionalen Entscheidungen versuchen wir dann rational zu begründen. Das fällt uns aber oft schwer und wir sagen dann so etwas wie: „Naja, das war so ein Bauchgefühl, ich wusste einfach, dass es richtig ist“. Wir können es mit Sprache nicht erklären, da unser Sprachzentrum in einem anderen Hirnteil liegt. Deshalb fällt es uns schwer, unsere Emotionen in Worte zu fassen. Wir argumentieren dann mit rationalen Fakten.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Menschen mit einer Hirnverletzung im Bereich des limbischen Systems keine Entscheidungen mehr treffen können. Diese Menschen hatten durch die Verletzung keinen Zugriff auf ihre Emotionen und es war ihnen somit nicht möglich, sich zu entscheiden. Es war ihnen schlicht egal.

Kreative Freiräume schaffen für mehr Alpha-Wellen

Aus der Neurobiologie wissen wir, dass unser Gehirn messbar auf verschiedenen Frequenzen schwingt – unseren Gehirnwellen.
Dabei gilt: eine Schwingung pro Sekunde ist ein Hertz (Hz).

  • Die niedrigste Frequenz ist dabei die Delta Welle (1-4 Hz), dort befinden wir uns im Tiefschlaf, dem Unbewusstem.
  • Danach kommen die Theta Wellen (4-8 Hz). Diese kommen vermehrt vor wenn wir sehr müde sind oder gerade einschlafen. Es ist unser Unterbewusstsein. Diesen Zustand können wir auch in tiefer Meditation, Trance und Hypnose erreichen.
  • 8-12 Hz entspricht dem Alpha Wellen Bereich, dem Bereich tiefer Entspannung.
  • Darüber gibt es noch den Beta Bereich (12-38 Hz), unser Wachzustand. Hier ist unser Bewusstsein mit dem wir arbeiten, Sport machen, lesen und lernen.
  • Und ganz oben bei über 40 Hz befindet sich der Gamma Wellen Bereich. Dieser wurde bisher selten gemessen und kommt im Alltag kaum vor. Durch sehr tiefe Meditation oder extrem fokussiertem Handeln kann man diese Frequenz erreichen.
Schwinungsfrequenzen des menschlichen Gehirns

Der interessanteste Bereich hierbei ist der Alpha-Wellen Bereich. Es ist ein Zustand in dem wir sehr entspannt sind, uns in unserer Mitte befinden und gleichzeitig wach und klar sind. Wir können uns gut fokussieren, sind kreativ, fantasievoll und finden Lösungen für komplexe Probleme. Mit ein wenig Übung können wir uns durch Meditation sehr schnell in diesen Zustand bringen. Hier herrscht eine sehr hohe Achtsamkeit. Wir befinden uns voll in der Gegenwart, im Hier und Jetzt.

Dafür braucht es aber Freiräume und Verantwortung, um Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, sich auszuprobieren. Und es braucht eine Fehlerkultur in der auch Fehler ausdrücklich erwünscht sind. Denn nur dann kann Neues ohne Angst versucht und Scheitern kann als Grund zum Wachsen angesehen werden. Wie Thomas Edison so schön sagte: „Ich bin nicht gescheitert – ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben.“

Die Welt braucht mehr bewusste, wache und mutige Menschen, die selbstbestimmt und aktiv ihr Leben gestalten.

Firmen sollten deshalb ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Es ist die sinnvollste Investition in die Zukunft, die sie tätigen können.

Vorteile für Unternehmen:

Vorteile für Unternehmen

Folgende individuellen Persönlichkeitsmerkmale sollte jeder Mensch über sich wissen:

  • Charaktereigenschaften
  • Stärken und Schwächen
  • Denkmuster
  • Verhaltensmuster
  • Gefühlsmuster
  • Werte
  • Einstellungen & Glaubenssätze

Mit diesem Wissen kann jeder anschließend überprüfen, welches Bild er von sich selbst hat. Wir handeln immer entsprechend unseres Selbstbildes. Wenn wir jedoch dagegen handeln, bleibt dieses komische, unbehagliche Gefühl zurück. Jeder kennt es. Wir machen etwas obwohl wir wissen, dass es nicht gut für uns ist. Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Oft ist es aber einfach nur die Tatsache, dass wir nicht „nein“ sagen können. Aber um das überhaupt zu bemerken braucht es eine gewisse Selbsterkenntnis und Selbstreflexion.Wenn wir uns selbst gut kennen, ist es einfacher mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und wertschätzend und aufrichtig zu Kommunizieren. Diese Fähigkeiten kann man trainieren. Kommunikation ist ein Schlüsselelement für gelungenen Beziehungen. Die gewaltfreie Kommunikation nach Marschall B. Rosenberg hilft dabei, gute Beziehungen in Firmen und Organisationen zu schaffen.

Wie gelingen nun nachhaltige Veränderungen?

Es gibt ein Modell, welches ich den „Mindset-Loop“ nenne:

Mindest-Loop

Es ist ein Kreislauf und wir haben die Möglichkeit an jeder Stelle in diesen Kreislauf einzugreifen und uns neu zu entscheiden. Das kann ein neuer Gedanke sein, ein anderes Gefühl, oder eine neue Art zu RE-agieren. Wir können bewusst eine neue Erfahrung machen oder an unseren Glaubenssätzen arbeiten.

Egal an welcher Stelle wir eingreifen und uns neu entscheiden: Es wird sich etwas IN UNS verändern und das Außen wird folgen.

Lassen Sie mir dazu eine Geschichte über Glaubenssätze erzählen:

Kennen Sie Roger Bannister? Er ist 1954 als erster Mensch die englische Meile in unter 4 Minuten gelaufen.
Kein Mensch zuvor konnte diesen Wert knacken – es galt als UNMÖGLICH!
Warum aber hat er es dann geschafft? Und nach ihm im selben Jahr 37 weitere Läufer, im Jahr darauf sogar über 300!

Ganz einfach: Der Glaubenssatz war nicht länger vorhanden. Roger Bannister hatte es geschafft sich selbst davon zu überzeugen, dass es möglich ist die Meile unter 4 Minuten zu laufen. Alle nach ihm wussten dann, dass es möglich war und haben es auch geschafft.

Überlegen Sie mal, was das für jeden von uns bedeutet! Wie viele Grenzen haben wir im Kopf?
Was alles halten wir für unmöglich?

Wenn der Mensch es schafft, sich seiner (hinderlichen) Glaubenssätze bewusst zu werden und sie verändert, ist buchstäblich alles möglich. Das ist ein Schlüssel zu Erfolg, Zufriedenheit, Erfüllung und Glück. Sowohl bei jedem Einzelnen, als auch in Organisationen, Firmen und Gesellschaften.

Sind wir Opfer oder Schöpfer?

Viele Menschen sehen sich als Opfer ihrer Umstände. Sie haben nie gelernt, wie mächtig sie sind. Das ABC Modell der Persönlichkeitsentwicklung geht dieses Problem an:

ABC Modell der Persönlichkeitsentwicklung

Das ABC Modell beschreibt, dass zwischen dem Reiz und unserer Reaktion unsere Bewertung liegt. Je nachdem wie wir den Reiz bewerten, entscheiden wir uns zu reagieren. Die Bewertung hängt von unseren Glaubenssätzen und Prägungen aus der Vergangenheit ab. Zumeist geschehen unsere Reaktionen dann „automatisch“ und unbewusst. Wir handeln ohne groß nachzudenken.

Die Macht liegt aber genau darin: Wir können entscheiden wie wir die Situation bewerten und wir können entscheiden wie wir reagieren. Es ist an uns. Die Umstände + unsere Reaktion = das Ergebnis. Wir sind verantwortlich für alle unsere Gedanken und darauffolgenden Gefühlen und Verhalten. Wir können es uns wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir jederzeit die Wahl haben uns neu zu entscheiden.

Dazu ein passendes Zitat von Viktor Frankl:
„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur WAHL unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere FREIHEIT.“

Changemanagement:

Ebenfalls hilfreich für nachhaltige Veränderungen in Unternehmen ist das Wissen über die „Change- Kurve“.

Change Kurve mit Hugo und Henry

Beim Changemanagement ist es zunächst wichtig, den Fokus richtig zu setzen. Viele Unternehmen machen den Fehler, mit aller Kraft von etwas weg zu wollen. Der Fokus muss auf die Zukunft ausgerichtet werden: Wo wollen wir hin? Nicht das Alte bekämpfen, sondern gemeinsam das Neue erschaffen. 90% aller Menschen haben erstmal Angst vor Veränderungen. Das Ziel muss daher sein, jedem das Gefühl zu geben Teil des Ganzen zu sein, wertgeschätzt zu werden und auch in der neuen Umgebung einen wertvollen Beitrag leisten zu können. Das wird die anstehende Veränderung sehr viel leichter gestalten.

Checkliste der wichtigsten Aufgaben bei anstehenden Veränderungen:

  • den gemeinsamen Sinn allen Handels definieren und damit Verständnis für anstehende Veränderungen schaffen
  • wertschätzende und aufrichtige Kommunikation
  • Verantwortung abgeben und den Mitarbeitern Freiräume schaffen
  • Persönlichkeitsentwicklung der Mitarbeiter aktiv fördern
  • als Führungskraft die grundsätzlichen Funktionsweisen menschlichen Verhaltens verstehen und erkennen
  • eine Fehlerkultur etablieren
  • effizientes Changemanagement einsetzen

Zum Schluss möchte ich Ihnen Mut machen. Wir leben in herausfordernden, dynamischen Zeiten und die Veränderungen werden zunehmen. Mehr denn je braucht es jetzt starke, wache und mutige Persönlichkeiten in den Unternehmen und in unserer Gesellschaft. Menschen die sich den Herausforderungen gerne stellen und als Wegbereiter vorangehen, damit andere folgen können.

„Neue Wege entstehen, indem wir sie gehen.“ Friedrich Nietzsche

Lassen Sie uns lernen schnell zu sein, uns an die Gegebenheiten anzupassen und neue Chancen zu erkennen. Am Ende ist es der Mut, der Sie zum Gewinner macht.

Sandra Neumaier

Expertin für Gehirnbedienung®